Die Evangelische Kirche Werden ist neben dem Felix Mendelssohn Bartholdy-Saal im Evangelischen Gemeindehaus Haus Fuhr einer der beiden Aufführungsorte. Regelmäßige Konzerte sind die immer kurz vor den Sommerferien stattfindende Werdener Orgelnacht ebenso wie Orgelkonzerte an den beiden Orgeln.

Der Grundriß

Die nach den Plänen des Architekten August Senz errichtete Kirche wurde am 24. Juni 1900 eingeweiht. Als Zentralbau entworfen, zeigt ihr Grundriß ein gleichschenkliges Kreuz, das Zeichen der frühen Christengemeinden. Dieses Kreuz findet sich auch im Zentrum des großen Rundfensters über der Altarwand wieder, dort erweitert durch vier zusätzliche Kreuze. Damit entsteht ein Zeichen, das als Jerusalem-Kreuz und als Symbol des Deutschen Evangelischen Kirchentags bekannt ist.

Florale Symbole

Auffallendes Merkmal der inneren Gestaltung ist die reiche florale Ausmalung, die symbolhaft theologische Inhalte vermittelt. Ähren und Weinranken beispielsweise schmücken den Sockel der Altarwand und begleiten als Schmuckbänder die Gewölberippen über dem Altarraum, dem Zentralraum und der Orgelempore. Sie sind ein Hinweis auf Brot und Wein des Abendmahls. Die einzigen original erhaltenen Glasmalereien sind die farbigen Scheiben in den Pendeltüren im Eingangs- und Altarbereich. Die in reinem Jugendstil dargestellten Lilien sind wahrscheinlich ebenso wie die Feldblumen auf den 26 nach alten Vorlagen rekonstruierten Fenstern des Sockelgeschosses ein Hinweis auf die Bergpredigt: „Seht die Lilien auf dem Feld an, …wenn Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, …wird er das nicht viel mehr für euch tun?“

Die Bogenfelder der Altarwand

Die Altarwand wird beherrscht von vier Bogenfeldern, die die zentralen Themen des Alten und des Neuen Testaments darstellen. Links weisen die 10 Gebote auf den Bund zwischen Gott und Israel am Sinai hin, Palmwedel und Krone auf den im Alten Testament verheißenen Friedefürst. Die Bogenfelder rechts zeigen das Golgatha-Kreuz auf einem Rankenwerk von Blättern und Blüten der Passionsblume und daneben das Evangelium, das mit Ähren, Trauben und Kelch den „Neuen Bund“ im Neuen Testament symbolisiert.

Das Symbol der Schlange

Über den Türen in der Eingangshalle, am Fuß des Altarkreuzes und im Rundfenster der nördlichen Konche fällt die Schlange am Kreuz auf. Sie steht für die neutestamentliche Aussage: „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Um 1650 wähltesich die Lutherische Kirchengemeinde Werden die „Schlange am Kreuz“ als Motiv für ihr Siegel, das bis heute Gültigkeit besitzt und in der Ausstellungsvitrine zu sehen ist.

Engelsköpfe

Überall in der Kirche finden sich barock anmutende, geflügelte Engelsköpfe, 77 an der Zahl. Bei der ansonsten durch sächliche und pflanzliche Dekoration geprägten Ausgestaltung des Innenraumes fällt diese anthropomorphe Darstellungsform etwas aus dem Rahmen. Die Engel korrespondieren mit der Inschrift an der Balustrade der Orgelempore, dem Jubelruf der Engel aus Lukas 2: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“